Meine Lehrstunde in Sachen Vertrauen

Das vergangene Jahr war ohne Zweifel eine Herausforderung an vielen Stellen und aus so vielen Gründen.

Ein Thema war aber schon nach wenigen Monaten das alles Überlagernde: Unser Platzproblem im Büro. Verbunden mit der Tatsache, dass jede einzelne Lieferung und später jedes gepackte Paket 1-2 Etagen durch ein sehr schmales Treppenhaus geschleppt werden musste.

Und das kam so: In unseren Anfängen im Winter 2019 waren wir zu zweit. Ich war dankbar, dass meine Schwiegereltern mir eine leerstehende Fläche auf dem Familien-Hof angeboten haben. Keine vertraglichen Verpflichtungen und nur einen Sprung vom Zuhause entfernt war das ziemlich optimal für den Start. Noch dazu ist das Büro so schön urig. Die optimale Lösung. Wir haben uns von Anfang an sehr wohl gefühlt.

Für Monate haben wir dort das Abo gepackt. Angelieferte Ware ein paar Mal im Monat die Treppe hochgeschleppt und die fertig gepackten Kartons am Versandtag wieder runter. Ein bisschen lästig aber soweit kein Problem.

Im März haben wir das erste Mal Ergänzungsprodukte angeboten und im Mai eine Special-Box. Macht schon die doppelte Schlepperei. Über den Sommer haben wir dann den Online-Shop ausgebaut und eine weitere Fläche dazu genommen. Noch ein Stockwerk höher.

Ab da stand fest: Das hier geht nicht mehr lange gut. Wir müssen umziehen.

Mir war bis dahin nicht klar, wie knapp Gewerbeflächen in unserer Region sind. Und wie speziell unsere Anforderungen.

Ein Ladenlokal macht für uns keinen Sinn. Wir sind ein Online-Shop und brauchen weder Schaufenster noch eine teure Innenstadtlage. Noch dazu verfügen diese Flächen nicht über die zusätzlich benötigten Büros. Büroflächen hingegen sind oft sehr kleinteilig und damit wenig geeignet. Und klassische Lagerflächen sind zu staubig und meistens unbeheizt.

Es war die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir haben uns noch nicht ausgebaute Flächen, leerstehende Fitnessstudios und Autohäuser angeschaut. Nichts passte.

Inzwischen war unser Shop auf gut 1.000 Produkte angewachsen und unser Abo auf über 700 Teilnehmer. Hier haben wir es vorerst gestoppt. Allein unsere verschiedenen Kartonagen benötigen 8 Palettenplätze, die DHL-Rollcontainer für den Versand weitere 5 und auch Ware für die Box wird inzwischen auf Paletten angeliefert.

Auf dem Hof haben wir damit die Garagen belegt. Eine weitere Anforderung gesellte sich damit zum ohnehin schon nicht zu erfüllenden Anforderungskatalog: Eine Extra-breite Tür und Platz für Paletten. Damit waren klassische Büroflächen, auch bei guter Aufteilung, endgültig kein Thema mehr.

Inzwischen war die Mannschaft im alten Büro auf 10 Personen gewachsen und  auch die Corona-Schutzmaßnahmen haben uns weiter eingeschränkt.

Mit meiner Schwester Veronika habe ich oft über das Gesetz der Anziehung gesprochen, nachdem es mir in Büchern immer wieder begegnet war. Grob gesagt besagt es, dass alles in Dein Leben kommt, was Du es in Deinem Leben haben willst. Wenn Du Deine Einstellung im Inneren änderst, verändert sich die Dinge im Äußeren auch. Du lädst die gewünschte Veränderung in Dein Leben ein. Sie wird in Deinen Gedanken so real, als gäbe es sie bereits. Und dann lässt Du den Gedanken los und vertraust darauf, dass es so kommt.

In Buchklassikern wie „The Universe has your Back / Das Universum steht hinter Dir“ von Gabriele Bernstein oder „The Secret/ Das Geheimnis“ von Rhonda Byrne hatte ich davon gelesen und auch in vielen Business-Büchern wie „She Means Business“ von Carrie Green oder den fast 100 Jahre alten Klassikern von Napoleon Hill wird das Thema besprochen. Mein Vater nennt es schlichtweg „Alles kommt zur richtigen Zeit in Dein Leben, hab Vertrauen“.

Und so habe ich die phasenweise schon recht große Verzweiflung über die schwierige Suche abgeschüttelt und mich stattdessen darauf konzentriert, was ich gerne wollte und nicht mehr versucht, mir kaum geeignete Immobilien schönzureden.

Ich wusste, ich wollte eine große, helle, saubere und freundliche Fläche. Platz für mehrere lange Theken, weil sich das so bewährt hat bei uns.

Eine beheizbare Fläche in Büroqualität, vielleicht sogar mit Klimaanlage, weil uns in unserem Büro im Sommer so warm war. Und mit einem direkten, ebenerdigen Zugang für Rollcontainer und Paletten. Ein abgeteiltes, helles Büro und gleich noch mindestens ein weiteres. Einen schönen Raum, indem wir alle zusammensitzen können, wenn wir nach einer langen Schicht für alle Pizza bestellen.

Ich habe mir das immer und immer wieder vorgestellt. Mit allen Sinnen. Habe bei meinem virtuellen Rundgang Wände berührt und den ersten Kaffee am Morgen in meinem Büro geschmeckt.

Und auf einmal standen wir in unserer Fläche. Komplett unerwartet, denn den Besuchstermin hatte ich eher halbherzig gemacht.

Die in der Anzeige gezeigten Räume waren zwar sehr schön und hell, in Summe war die Fläche aber viel zu klein und noch dazu kleinteilig geschnitten. Bis eine weitere Tür aufging und der Immobilien-Makler meinte: „Das hier könnten sie dazu mieten. Es passt nicht wirklich zum Rest. Deshalb haben wir es in der Anzeige nicht gezeigt.  Aber vielleicht passt es ja für Sie“.

Und wie das passte: Ein 170qm Großraumbüro mit Oberlichtern und einer extrabreiten Tür und Rampe zum Hinterhof.

Gesehen haben wir die Flächen zum ersten Mal Anfang März. Übernehmen werden wir sie schon morgen, 11 Tage später.

Die Tage seit der Besichtigung waren ein Durcheinander erster Güte. Ein Hau-Ruck-Umzug steht an. Verträge sind verhandelt und geschlossen, Strom- und Internet müssen angemeldet werden, das Lagersystem wird neu aufgestellt und viele Möbel werden aufgebaut. Und dann, sobald die März-Box versandt ist, steht ab Freitag der eigentliche Umzug mit Inventur an.

Auch wenn das ohne Zweifel wilde Tage und Wochen werden, schwebe ich auf Wolke 7. Ein großer Knoten ist geplatzt. Wir können unsere Arbeitsbedingungen und -Abläufe entscheidend verbessern. Wir können endlich die benötigten Mitarbeiter einstellen und damit unsere Kunden schneller und besser beliefern. Neue Projekte angehen.

Und nicht zuletzt hat mir das Suchen und Finden viel Vertrauen in die Worte meines Vaters gegeben. Die Dinge kommen zu Dir zur rechten Zeit. Hab Vertrauen.

Das habe ich. Mehr denn je.