Mein äußerst besinnlicher Start in den Advent
Die vergangene Woche war sehr anstrengend, arbeitsreich und wie so oft hätte es gerne deutlich mehr Schlaf sein können. Aber ein entspannter Wochenausklang schafft wenigstens einen guten Start ins Wochenende und so stieg ich am Freitagabend kurz vor Mitternacht in die Badewanne um noch ein paar Minuten Wärme und Ruhe zu tanken. Und während ich mit geschlossenen Augen und völlig entspannt im Wasser liege lausche ich mit einem Ohr den Mitternachtsnachrichten. Erst nehme ich es nur irgendwo im Off wahr aber im nächsten Moment sitze ich kerzengerade in der Wanne: „Es ist Samstag, der 30. November“ höre ich den Sprecher sagen. Augenblick mal: DREISIGSTER NOVEMBER??? Morgen, am Sonntag, ist demnach der 01. Dezember und ich hatte den Adventskalender für meine Tochter vergessen!!! Scheiße.
Zwei Sekunden später stehe ich tropfend vor der Wanne und verfluche mich für meinen Super-Mutti-Ton, mit dem ich während der vielen Supermarktbesuche in den letzten Wochen mein Kind an allen Kinderschokolade-, Lego-, Hello Kitty-, Filly Pferde-, Barbie- oder wie auch immer gearteten Adventskalendern vorbeigezogen habe. „Nein Theresa, das kaufen wir nicht. Keine Sorge, Du kriegst einen ganz tollen Adventskalender, der wird super, viel schöner als diese hier!“ höre ich mich noch sagen. Denn für mich stand fest: Selbstverständlich werde ich selbst Säckchen nähen, liebvoll und abwechslungsreich befüllen und die wunderschönen Adventskalenderzahlen besticken. Das war für mich entschiedene Sache seit mindestens Ostern. Wie konnte ich das nur vergessen?
Also sprang ich fluchend in eine Jogginghose und stapfte in den Keller um zu sichten, was der geheime Fundus an schönen Kleinigkeiten, die ich in den Adventskalender zu füllen gedachte, so hergab. Wenigstens in dem Punkt hatte ich halbwegs vorgesorgt und in den letzten Wochen hier und da eine Kleinigkeit mitgenommen. Den Rest sollte Süßkram richten nur leider war der auch nicht in ausreichender Menge im Haus. Ich konnte ja schlecht ein Paket Butterkekse aufteilen. Und Mon Cherie scheidet bei einer 5-Jährigen auch aus.
Da half nur ein kleiner Schlachtplan. Der Samstag war eigentlich schon mit allerlei Terminen und Besorgungen verplant und ich konnte die Säckchen wohl kaum in Anwesenheit des Kindes nähen in den paar Minuten Leerlauf, die zwischen Wocheneinkauf, Apothekengängen, Kindergartenweihnachtsfeier und dem Fussballspiel am Abend geblieben waren (ich hatte beim Familien-internen Schnick-Schnack-Schnuck gewonnen und durfte am Samstagabend mit meinem Bruder ins Stadion! YES! Darauf zu verzichten wäre hart gewesen). Also blieben zwei Nachtschichten für mich und ein Einkaufszettel für meinen Mann. So könnten wir es noch bis Sonntag schaffen.
Womit er dann aus dem Supermarkt nach Hause kam würde locker für einen 365-Tages-Schnuckerkram-Kalender reichen. Das bot zwar eine gewisse Auswahl für den Kalender der Tochter, bedeutet aber auch tonnenweise Süßkram im Haus wenn die Feiertage vorbei sind und das obligatorische Salatblatt-kauen beginnt um die Weihnachtspfunde wieder loszuwerden. Aber was soll’s, selber schuld, ich hätte es ja auch vor Tagen, ach was sag ich: vor Wochen selbst erledigen können.
Die Säckchen, die ich dann schnell zusammengenäht habe, sind nicht gerade nach feinster Schneiderart entstanden. Sie haben, wie man unschwer erkennen kann, auch zu keinem Zeitpunkt ein Bügeleisen gesehen. Gestern Nacht ging mir dann irgendwann die Puste aus und so hängen die Zahlen auch nur an Bändern an den Säckchen und sind nicht, wie eigentlich gedacht, draufgestickt.
Aber dem Tochterkind war es egal. Sie hat sich tierisch über ihren Kalender gefreut. Das konnte ich aber erst nach dem dritten Kaffee am heutigen Morgen vollumfänglich wahrnehmen.
Wir halten fest:
1. Weihnachten kommt, jedenfalls für mich, mal wieder viel zu plötzlich. Ich muss mir da für nächstes Jahr eine Deadline irgendwann im November setzen. DAS mache ich nämlich nicht nochmal.
2. Ich werde nie-nie-nie wieder abwinken, wenn mein Kind auf einen Supermarktkalender zusteuert. Mein Mantra wird sein: „Oh, schau mal, Barbie, wie hübsch! Aber natürlich darfst Du Dir den wünschen! Wenn er Dir so gut gefällt?!“ Wobei – jetzt hab ich ja einen für die nächsten Jahre. Oder mach ich im nächsten Jahr noch mal einen Kalender und diesmal in schön? So wie ich in mir eigentlich vorgestellt habe? Dann aber auf jeden Fall bis zu den Sommerferien, so viel steht fest.
3. Mein halbwegs vorhandenes Gute-Mutter-Image habe ich so gerade noch mal in den Dezember retten können. Das war knapp.
4. Als Ehefrau habe ich allerdings total versagt. Heute Morgen hat mich mein Mann freudestrahlend mit einem wunderschönen Adventskalender überrascht. Und ich hab mich wirklich sehr darüber gefreut. Und gleichzeitig sehr dafür geschämt, dass ich ihn im Gegenzug vergessen hatte. Macht nix, meinte er, das hätte er geahnt uns sich deshalb kurzerhand selbst einen gekauft. AUTSCH. Da hab ich was gutzumachen.
5. Wer sich wider aller Erwartungen durch diesen fulminanten Kalender dazu inspiriert fühlt einen eben solchen zu nähen: Die Stickdatei mit den Adventskalenderzahlen gibt es bei Smilas World. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass jetzt noch jemand auf der Suche nach Inspiration ist. Jedenfalls nicht für dieses Jahr…
Habt eine schöne und ruhige Adventszeit! Das könnt Ihr besser als ich, da bin ich mir sicher…
Bis bald
Barbara
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Oh Barbara, der arme Göttergatte! Beruhig dich aber, ich hab auch keinen bekommen….
Es ist extrem tröstlich zu lesen, dass nicht alle anderen Menschen immer und ständig alles rechtzeitig vorbereitet haben. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt, aufgrund von mehr Zeit durch Krankheit, Adventskalender selbst gebastelt. Die Herren waren begeistert, obwohl ich kurz vor der Ziellinie dachte, dass andere das immer noch viel besser und schöner machen. Aber ich kenne diese Panik, die dich in der Wanne erfasst hat, so gut. Gerne auch mal nachts. Ätzend. Wenn man ehrlich ist: Eine Teil davon könnte man sich sparen, wenn man eben nicht immer so perfekt/stur/individuell sein müsste. Mein Mann hat im Sommer bereits das Auto gepackt, als ich noch die Strandtasche zu Ende nähen musste. Weil es genau diese eine sein musste Na ja… 🙂
Und *ähem* hier gab es weder Kalender für den Gatten, noch für die Frau. Sind wir jetzt einfach nur quitt oder schon grauenhaft unromantisch? 🙂
Ich wünsche eine schlafreichere Woche – und der Kalender ist schön!
LG
Geertje
Weißte, was ich spitze finde: Dass du lieber eine Nachtschicht einlegst, anstatt das Versprechen zu brechen!
Denn, na klar, über das Zeitmanagement sollte dringend nachgedacht werden, hihi – aber andere unter den eigenen Schusseligkeiten leiden lassen? Nein!
Schade, dass sowas nicht mehr jeder so sieht…
Ich finde den Kalender übrigens wirklich hübsch, so schlicht und zeitlos. Und das Gute an Säckchen ist ja: Man kann sie ganz ungeniert noch um- oder gar später befüllen 😉
Lg, NADJA
Ohhhh da hat die kleine Maus aber eine tolle Mami! Du bist wirklich brav und der Kalender ist total schön, ich mag die Farbe und den Stoff. Un danke für deinen Eintrag, er warnt mich vor, dass es mir nicht so am 23. geht!
ich habe sehr gelacht gerade beim lesen. wer dich kennt weiß, ja genau das bist du:-) und nur damit du dich besser fühlst, ich habe mann und kind vergessen. mann hat schwiegermama los geschickt, damit ich wenigstens einen bekomme und nun muss ich meinem sohn jeden morgen erklären, dass rumkugeln nix für ihn sind…
Hallihallo Barbara, ich habe das ganze Jahr über Kleinigkeiten für 2 Adventskalender gekauft, und alles in einen Beutel gepackt. Vorgestern wollte ich den Beutel greifen und er war weg!! Verräumt, bei der Aktion ‚wir räumen den Heizungskeller auf‘. Bei uns hängen jetzt Süßigkeiten am Kalender und ich habe jetzt 24 Tage Zeit die Sachen noch zu suchen. Soviel zu: ich bin diesmal vorbereitet.
Ich wünsche Dir und deinem ganzen Team eine schöne Adventzeit und ein bisschen Ruhe zwischendurch. Liebe Grüße Silke